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Experten fordern Pause bei KI-Entwicklung

Unaufhaltsam schreitet der technologische Fortschritt voran. Scheinbar unaufhaltsam und grenzenlos sind die Möglichkeiten, welche wir schon heute durch allerlei technologische Wunderwerke kennen. Wir können zum Mond fliegen und Krankheiten heilen, für welche es noch vor einem halben Jahrhundert keinerlei Überlebenschancen gegeben hatte. Wir züchten ertragreichere Lebensmittel und können selbst im strengsten und tiefsten Winter die Nahrungsmittelverfügbarkeit für die Bevölkerung gewährleisten. Wir tragen leistungsstarke Minicomputer in unseren Hosentaschen, oder an unseren Handgelenken, welche uns mit einem Klick das gesammelte Wissen der Menschheit zur Verfügung stellen, uns mit anderen Menschen vernetzen lassen, Filme und Schnappschüsse aufnehmen lassen, welche hochqualitativer sind als 90% der vor 20 Jahren produzierten Blockbuster im Kino, oder Katzenvideos und Stumpfsinnsclips aller Art im WWW erleben lassen. 

Und doch, so schneit es, ist das Jahr 2023 anders, als alles davor. Es scheint als würde der technologische Fortschritt am Anfang der 20er Jahre des 21. Jahrhunderts geradezu durchdrehen und durch die Decke schießen. Plötzlich reden Alle vom autonomen Fahren, von Robotern, die immer smarter werden und von künstlicher Intelligenz. Ja ChatGPT hat für die meisten Menschen alles, zumindest innerhalb ihrer Vorstellung, verändert. Jetzt ist es also gekommen, das Zeitalter der intelligenten Maschinen. Zumindest könnte es so wirken, wenn man sich vergegenwärtigt, wie viele Parameter ein MLS (Machine learning System) entgegennehmen kann und wie schnell und präzise dieses für uns antwortet und uns so viel Arbeit abnimmt. Eigentlich kein Grund zur Beunruhigung, sondern eher ein Grund zu Freude eines neuen technischen Helfers. 

Plötzlich werden Fragen und Pläne laut. Man stellt sich vor was nur alles in der Zukunft möglich sein wird. Selbstfliegende Raumschiffe, Haushaltsroboter auf zwei Beinen, Wissensdatenbanken die das konventionelle Lernen in  den althergebrachten Schulen überflüssig machen. Die Möglichkeiten scheinen schier grenzenlos. Doch so manch einer fühlt sich an alte Science Fiction Geschichten erinnert, wie von Isaac Asimov oder Philip K. Dick. Und so sieht manch einer den Untergang kommen. Doch bisher waren dies eher die Hardliner, von denen gesagt wurde, sie sollen weniger Literatur und einschlägige Filme konsumieren.

Warnung aus der Forschung

Doch in letzter Zeit, so scheint es, hat sich der Wind gedreht, was die Hinweise von Gefahren der KI-Technologie angeht. Die rasante Entwicklung und die immer neuen Fortschritte innerhalb der KI-Forschung haben eine ganze Horde von Kritikern auf den Plan gerufen, welche man nicht einfach als Verschwörungstheoretiker, oder Science-Fiction Nerds bezeichnen kann. Mehr als 1000 Experten, wie in den letzten Wochen bekannt wurde, – unter ihnen große Namen wie Elon Musk oder auch Steve Wozniak – fordern nun ganz offiziell eine Pause in der KI-Entwicklung. Es bräuchte erst staatliche einheitliche Regelungen und gewisse Sicherheitsstandards, ehe man weiter an dem Training neuer KI-Modelle forsche und arbeite. 

In einem offenen Brief haben Experten aus den Feldern der Forschung und Wissenschaft, sowie aus der freien Wirtschaft, eine Pause bei der Entwicklung neuer KI-Modelle gefordert. Die Zeit der Pause solle genutzt werden, um ein Regelwerk für die Technologie zu schaffen. Dies steht in einem offenen Brief der gemeinnützigen Organisation „Future For Life„. Die Risiken, welche die Erforschung und Entwicklung von AI (Artificial Inteligence) mit sich bringe, sind derzeit unkalkulierbar. 

"KI-Systeme mit einer Intelligenz, die Menschen Konkurrenz macht, können große Risiken für Gesellschaft und Menschheit bergen", heißt es in dem Brief. "Leistungsstarke KI-Systeme sollten erst dann entwickelt werden, wenn wir sicher sind, dass ihre Auswirkungen positiv und ihre Risiken überschaubar sind."

Dies klingt alles entweder wie eine geschickte PR-Kampagne, oder aber wie ein spannender Auftakt eines Science-Fiction Romans, an dessen Ende ultraintelligente Computer wie Skynet einen Kampfroboter wie den Terminator entwickeln um die Menschheit auszulöschen. Und doch ist es nicht so einfach und hinter den Warnung aus Kreisen der Experten und Sachkundigen steht ein gerechtfertigter Einwand. Denn die Forschung zu diesen Systemen ist schon lange über sich hinausgewachsen. Generative KI wie ChatGPT-4 oder DALL-E  seien wohl mittlerweile so fortschrittlich, dass sie ein Eigenleben entwickelt hätten und selbst die Entwickler dieser Programm diese kaum noch verstehen, geschweige denn kontrollieren könnten. Dies könnte die KI unkontrollierbar machen und einst seriöse Nachrichtenkanäle könnten mit Propaganda und Unwahrheiten geflutet werden. Was gar nicht mal so weit hergeholt ist, schaut man sich allein an, was derzeit mit den sogenannten Deepfakes los ist. AI-Stimmenverzerrer ahmen Stimmen von Politikern, Schauspielern und anderen Menschen bereits derart gut nach, dass es immer schwieriger wird zu sagen: was nun ein Fake sei und was nicht. Selbst seine eigene Stimme kann man in diesen Generatoren zur Verfügung stellen um die Modells dahinter weiter zu trainieren. Dafür reicht meist schon eine halbe A4-Seite gesprochener Text und die KI errechnet daraus was sie zur Nachahmung von Stimme, Betonung und mehr braucht. Zudem können mit AI-Video und AI-Bildtools mittlerweile so verblüffende echte Fake-Videos produziert werden, dass es Menschen in die Verzweiflung treiben kann. Wie kontrovers dieses Thema derzeit behandelt wird zeigt wohl auch der Fall eines sehr bekannten Streamers auf Twitch von dem sicher jeder schon gehört hat

Gegenwind für Unterzeichner

Doch natürlich ist die Sache nicht ganz so eindeutig, wie viele der Fraktion „Ich habe es euch ja gesagt“, es gern hinstellen möchten. So ist der Entwickler und Chef von OpenAI, also dem Netzwerk hinter ChatGPT und GPT-4, nicht mit unter den Unterzeichnern. Und auch aus Akademikerkreisen kommt Kritik an dem offenen Brief. So meint beispielsweise die Informatik-Professorin Johanna Börklund von der schwedischen Universität von Umeå. „Es gibt keinen Grund, die Handbremse zu ziehen.“ Denn nach ihr sei das ganze nichts weiter als Panikmache. Sie schlägt stattdessen vor die Transparenz-Richtlinien für etwaige Firmen zu modernisieren und anzupassen. Und auch OpenAI-Chef Sam Altman hat den offenen Brief den Organisatoren zufolge nicht unterschrieben und auch offiziell auf das Schreiben reagiert hat OpenAI bislang noch nicht. 

Der Unternehmer Elon Musk hatte OpenAI vor Jahren sogar mitgegründet. Nachdem Altman sich aber entschied, vor allem mit Microsoft zusammenzuarbeiten, stieg Musk aus dem Unternehmen aus. 

Seit ChatGPT nun auf dem Markt ist, ist dieser hart umkämpft. Die größten Player sind wohl Microsoft und Google. Doch nicht nur milliardenschwere Tech-Firmen, sondern auch Staaten wie China sind an einer raschen Entwicklung der KI interessiert. Was es wohl bedeutet, wenn ein diktatorisch geführter Kommunisten-Staat an der Entwicklung einer unkontrollierbaren KI mitarbeitet, hört sich schon mehr nach bekannten Dystopien von zentral gelenkten und unterdrückerischen Staaten an. Es bleibt also spannend was die Entwicklung von KI und ML angeht. Und nur die Zukunft wird uns sicher sagen, ob das Pendel mehr zu den Risiken, oder den Chancen ausschwingen wird.

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