Kommen wir heute einmal zu einem ganz bestimmten Thema: Wir sehen in Film und Fernsehen, oder lesen in Büchern immer davon, dass es irgendwann (in einem Sci-Fi-Szenario) zu einem entscheidenden Kampf gegen die Maschinen kommen wird. Die Weltherrschaft, welches diese Maschinen anstreben, wird dabei fast immer auf die (ich würde sagen altmodische und) klassisch menschliche Weiße von den Maschinen erobert. Eine Armee aus humanoiden Robotern, die mit allerlei Waffen in den Händen voran stürmt und sich ihren Weg zur Spitze der Nahrungskette über die Kinoleinwände schießt. Dies finde ich nicht nur relativ unbefriedigend, schließlich erwartet man von den Maschinen schon ein wenig mehr als die einfache Imitation der menschlichen Kriegsführung, sondern auch etwas realitätsfern. Um dieses Gedankenspiel – den Kampf gegen die Maschinen – etwas aufzulockern und neuen Wind in die Segel zu blasen, habe ich einmal nachfolgend 3 Konzepte zusammengetragen, wie ich mir selbst vorstellen könnte, dass der Endkampf der Spezies abläuft:
Szenario 1: Der frontale Angriff
Ein Szenario, welches wir aus vielen Werken der klassischen und neueren Sciencefiction kennen. Einen nahezu übermenschliche KI produzierte eine Reihe von Robotern, welche sie gezielt in den Kampf gegen uns Menschen schickt um uns zu unterjochen. Egal ob Terminator mit Skynet, oder Matrix mit den krakenähnlichen Riesenmaschinen, welche uns Menschen in kleinen Brutkästen zur Energiegewinnung halten, die Populärkultur zeigt uns massig der ungleichen Kämpfe gegen ein wild gewordenes Computersystem. Doch könnten wir Menschen einen solchen Kampf tatsächlich gewinnen, oder auch nur standhalten?
Die positive Sicht auf ein solches Szenario unterstricht unsere Effizienz als Infanteriesoldat. Im Gegensatz zu einer Maschine, gegen die wir in die Schlacht ziehen, benötigen wir Menschen keinerlei Anbindung an ein Stromnetz. Wir müssen uns niemals aufladen und sind nicht auf eine beständige Internetverbindung angewiesen um mit unserem Supergehirn (KI) zu kommunizieren. Des Weiteren liegt uns das Rennen, Klettern, das Überwinden von Hindernissen in jeglichem Terrain. Essen und Trinken können wir fast alles was in der Natur vorkommt um unsere Energiespeicher aufzuladen und die Krafteffizienz von uns Menschen ist atemberaubend. Gleichzeitig mit fast 200Kg zuschlagen können und sanft eine Feder halten, ohne tausende Zeilen Code und RAM für Compilerarbeiten macht uns als Kampfmaschine effizient. Auch die Reproduktion bedarf nichts weiter als ein andersgeschlechtliches Gegenstück. Alles in allem sind wir ein sehr effizienter Bio-Roboter dem man erst einmal das Wasser reichen muss.
Aus negativer Sicht heraus ist ein solches Szenario jedoch sehr Schönmalerei, wenn es zu einem direkten Schlagabtausch kommt. Durch unseren technologischen Fortschritt sind wir, nicht nur im sozialen Umfeld, sondern auch im militärischen Aspekt von jenen Maschinen und Systemen abhängig, welche wir in diesem Szenario bekämpfen müssten. Ein Zielsystem, welches sich, durch einen Hacker-Angriff der KI gegen uns verschwört, würde zu einem wahrhaften Problem werden, wenn die Raketen plötzlich den eigenen Nachschub attackieren, anstelle des Hauptservers unserer Feinde. Zudem würde eine, der Singularität sich nähernde, übermächtige KI sowohl Navigations- wie auch Telekommunikationssysteme okkupieren können. Ohne die Truppenbewegung koordinieren zu können, würde es kein Schlachtfeld geben und der Feind würde die Zerstreutheit seiner Gegner sicherlich gnadenlos ausnutzen.
Szenario 2: Das Ersetzen und Auszehren
Ein weiteres Szenario, wie die Maschinen gegen uns kämpfen würden, wäre der normale Prozess der Evolution, wenn man so möchte. Mit zunehmender Technologisierung der Städte und Arbeitsplätze, werden immer mehr Menschen verdrängt werden, die sich nicht schnell genug anpassen und neu ausrichten können. Zwar weiß heute schon jeder, dass lebenslanges Lernen ein wichtiger Grundpfeiler der Karriere und ein Jobgarant ist, jedoch wird mit zunehmender Effizienz von Robotern und Maschinen dies immer schwieriger. Nicht nur, dass so Menschen in die Arbeitslosigkeit stürzen und sich, mit zunehmendem Alter, vermutlich weniger schnell und gut davon erholen werden, auch würde in Folge dessen das Sozialsystem, welches bei dieser Entwicklung immer nötiger wird, mit der Zeit überlastet werden.
Wenn auch der einzelne Mensch nicht gleich an Hunger und Verelendung sterben wird, wie es Anti-Techs gern prognostizieren, so wird eine ständig weitergehende Entwicklung von effizienteren Maschinen auch direkten Einfluss auf unsere Gesellschaft haben. Hatten noch vor einem halben Jahrhundert Frauen bis zu 7 Kinder, sind es heute nicht mehr ganz 2. Wenn sich, durch Jobverlust, durch Elektrosmog, oder auch durch neuere digitale Möglichkeiten hedonistischer Bedürfnisbefriedigung, die Reproduktionsfähigkeit von uns Menschen zu einem Minuswert wandeln wird (im übertragenen Sinne gesprochen) schrumpft unsere Anzahl als Spezies Mensch auf dieser Welt.
Eine Künstliche Intelligenz der Stufe 4, welche sich also an eine technologische Singularität annähert, müsste uns nicht aktiv bekämpfen um die vorherrschende Spezies auf Planet Erde zu werden. Alles was sie tun müsste wäre einen effizienteren Weg finden sich selbst zu reproduzieren, oder uns daran zu hindern. Sei es mit Ersetzung, oder dem Verstreichen von Zeit. Denn anders als eine Maschine kann sich der Mensch, wegen seiner biologischen Voraussetzungen nicht beständig fortpflanzen. Die Zeit könnte so der größte Verbündete unserer Feinde werden.
Szenario 3: Das Vernichten der Lebensgrundlage
Das für mich wahrscheinlichste Szenario, wie eine bösartige (nach unseren moralischen Werten bemessene) und aus dem Ruder gelaufene künstliche Intelligenz den Plan der Weltherrschaft verwirklichen könnte ist die Separation von unseren menschlichen Prozessen. Wir dürfen nicht vergessen, dass wir selbstlernende und selbst optimierende Algorithmen mehrheitlich aus den Gründen der Verbesserung von Arbeitsprozessen und der Ersparnis von Arbeit im Allgemeinen schaffen. Der Pflug erleichterte die Feldarbeit von Hand und moderne Traktoren und Landmaschinen machen die Versorgung aus der Landwirtschaft preiswerter und effizienter. Eine KI der Zukunft könnte also vermutlich darauf trainiert sein die vorhandenen Prozesse, welche für uns Menschen unabdingbar sind, zu erleichtern und zu optimieren.
Beispielsweise in dem sie Saatmengen und -arten berechnet, Aussaattermine kalkuliert, gezielt Dünger einsetzt und vielleicht auch Nutzpflanzen und -tiere gentechnisch zu einer effizienteren Ausbeute hin manipuliert. Würde eine KI für diesen Zweck nun irgendwann einer technologischen Singularität näher kommen, sich seiner Selbst bewusst werden und anfangen darüber nachzudenken (es auszurechnen) seine Systeme und Ressourcen effizienter einzusetzen, so würde sie vermutlich schnell zu dem Entschluss kommen, dass viele Prozesse, die uns Menschen dienen, für das System der KI nicht notwendige Kostenpunkte sind, wenn es um den Einsatz ihrer Ressourcen geht. Eine KI, die auf einem Server läuft und keine physische Existenz, oder Schnittstelle zu unserer Welt hat, könnte zu dem Entschluss kommen ihre Ressourcen besser einsetzen zu können, als im Nahrungsmittelanbau, der menschlichen Medizin, oder der Steuerung von Verkehrsadern und Ampelanlagen.
Eine KI, die sich dieses Umstandes bewusst würde könnte uns sehr schnell sehr gefährlich werden. Sie kappt das Stromnetz zum örtlichen Krankenhaus, oder legt die komplette Infrastruktur, oder Nahrungsmittelproduktion lahm. Eine durch und durch technologiebasierte Menschheit, die wir schon heute sind, würde ohne Internet, Technik und Algorithmen im Chaos versinken. Bis sich eine Menschheit an die neuen Umstände gewöhnt hätte, wären hunderttausende dieser Umstellung zum Opfer gefallen. Und das ohne dass der Krieg gegen eine KI (die Maschinen) auch nur einen Schuss hätte fallen hören…